Schaufenster im Mai 2025
Kirchenzettel
Dieser kleine Zettel, ungefähr im Postkartenformat, zählt zur Gattung der Akzidenzdrucke. Das sind meist kurzlebige Drucke, die früher im Bleisatzverfahren in einer kleinen Auflage gedruckt wurden. Ist der Anlass des Zettels vorüber, landete das Papier im Papierkorb. Es ist daher wirklich bemerkenswert, dass dieses Exemplar eines Kirchenzettels überlebt hat. Der Anlass ist klar: Es wird im Voraus über zwei am Sonntag Lätare, vor 200 Jahren der 13. März, stattfindende Gottesdienste in der Dreifaltigkeitskirche in Speyer informiert. Bekannt gegeben werden Predigttexte und die Liedernummern aus dem Gesangbuch für den Gemeindegesang. Wichtig ist außerdem, welcher Pfarrer in der kommenden Woche Amtshandlungen, also Taufen, Trauung und Bestattungen vornehmen kann.
Eine Frage bleibt noch offen: Warum druckte man diese Zettel? Antwort gibt uns Pfarrer Georg Friedrich Blaul 1839 in seinem Bestseller ‚Träume und Schäume vom Rhein‘- das Buch ist übrigens kein Akzidenzdruck, in mehreren Auflagen überliefert und war sehr beliebt bei Exilpfälzern auf der ganzen Welt. Er schreibt: In Speyer geben die Protestanten, wie auch in manchen größeren Städten, einen gedruckten Kirchenzettel aus, welcher anzeigt, wer am Sonntage predige und Text und Liederverse angibt. Eine sonderbare Sitte, die mir etwas Theatermäßiges hat. Was soll’s? Leute, die recht wohl jeden Sonntag die Kirche besuchen können, an den Tagen abhalten, wo nicht ihr Lieblingsprediger fungiert? Oder will man sie gewöhnen, sich zu Hause aus Text und Lied ihre Predigt selbst zu komponieren, damit sie der Kirche ganz entraten können?
Dann merkt Blaul noch kritisch an: Es ist schlimm genug, dass die Protestanten großenteils meinen, man gehe nur der Predigt wegen in die Kirche und alle andern Elemente der Gottesverehrung für müßiges Beiwerk halten. Aber die Prediger sind selbst schuld daran, wenn die Menge das, was allerdings Hauptsache ist, die Erbauung durch das erläuterte Wort der Schrift, für das Einzige hält und aus der Kirche wegbleibt, sobald sie der Prediger in dieser Hinsicht nicht ganz befriedigt oder nicht angenehm genug unterhält.
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